Sind Epilepsien Geisteskrankheiten?

[aus ZAK 18] Die meisten epilepsiekranken Menschen sind geistig vollkommen normal. Bei einem Teil der Patienten ist die zugrundeliegende Hirnerkrankung so ausgedehnt, daß weitere neurologische und psychische Symptome auftreten.

Schwer gestörte Kinder mit angeborenen oder frühkindlichen Hirnerkrankungen haben neben ihrer geistigen Behinderung manchmal auch epileptische Anfälle. Ganz selten leiden erwachsene Epilepsiepatienten unter gelegentlich auftretenden Zuständen, die Symptome wie bei endogenen Psychosen (Geisteskrankheiten) aufweisen. Diese epileptischen Psychosen sind sehr selten, sie sind gut zu behandeln und ein flüchtiges Ereignis. Manche dieser Psychosen stellen lang dauernde epileptische Anfälle (sogenannter Status epilepticus non convulsivus) dar.

Einzelne epileptische Anfälle führen nicht zu einer Minderung der Hirnleistung. In dieser Hinsicht gefährlich sind aber häufige und schwere, große Anfälle und Status epilepticus. Vielfach befürchten die Patienten, daß die Medikamente, die sie gegen ihre Anfälle einnehmen müssen, zu einer geistigen Behinderung führen könnten. Die meisten Medikamente gegen Anfälle wirken über eine Zunahme hemmender, dämpfender Einflüsse. Diese Wirkung äußert sich auch in einer Verlangsamung geistiger Vorgänge. Es hat sich aber gezeigt, daß dieser Einfluß gering ist. Nach übereinstimmender Schätzung beträgt der Einfluß der Medikamente auf geistige Vorgänge bei Epilepsiekranken nicht mehr als ca. 10 Prozent der beobachteten Veränderungen. Zusammenfassend kann man also sagen, daß Medikamente zwar einen Einfluß haben, dieser aber gering ist und meist überschätzt wird.